Montag, 26. November 2012

Die drei ??? und die Pokerhölle (Hsp. 143)



Klappentext: 
"Als Justus, Peter und Bob einem jungen Mann helfen wollen, dem in einer Postfiliale Geld gestohlen wurde, geraten sie in die gefährliche Unterwelt von China Town. Zufällig kommen sie einer illegalen Pokerspielhölle auf die Spur. Dabei müssen die drei erfolgreichen Detektive aus Rocky Beach die Erfahrung machen, dass die Beteiligten sehr unangenehm werden, wenn man ihnen in die Karten sieht! Und dann geschieht, was nie hätte geschehen dürfen..."
Mein Kommentar:
Die Vorlage ist ein echter Sonnleitner. Routiniert spult der Autor seine Geschichte ab und setzt dabei wie immer auf ein gehöriges Stück Gutgläubigkeit der jugendlichen Zielgruppe. Der junge Richie Hanson soll das Vermächtnis seines Onkels erhalten. Der bereits verblichene Oheim schickt Richie -und mit ihm die drei ???, die nach einer zufälligen Begegnung in den Fall hineingeraten- auf eine Schnitzeljagd. Der wahre Sinn dieser Aktion bleibt erfreulicherweise lange Zeit im Dunkeln, die Rätsel sind etwas dürftig konstruiert, der Schlußgag ist allerdings sehr gelungen. Dass es die drei diesmal gleich mit dem Betreiber einer illegalen Spielhölle zu tun bekommen, ist etwas dick aufgetragen. Solche Leute sind gewöhnlich extrem gefährlich, und der gute Jacki Jin wirkt einfach -der Kindergeschichtendramaturgie geschuldet- nicht bedrohlich genug. Hervorragend ist Justus' rotzfrecher Auftritt als versierter Pokerspieler. Oliver Rohrbeck zeigt hier wieder all sein Können: immerhin gibt er als Erwachsener einen Halbwüchsigen, der sich betont erwachsen zu benehmen versucht. Das "ferngelenkte" Pokerspiel strapaziert die Glaubwürdigkeit. Vielleicht wäre es besser gewesen, dem Alleskönner Justus diesbezüglich eigene Fähigkeiten anzudichten.
Fazit: Trotz kleiner Unlogeleien sehr unterhaltsam.

*sing* Goodbye, Ruby Tuesday...


Montag, 23. Juli 2012

The Amazing Spider-Man (2012)

Zunächst einmal: Ich mag Sam Raimis Spider-Man Filme aus den 2000er Jahren. Alle drei wurden zeitnah im Kino genossen (Nummer eins damals gleich abermals im O-Ton), haben einen Ehrenplatz im DVD-Regal und werden gelegentlich angesehen (natürlich im O-Ton). Der neue Film ist anders. Aber auch sehr gut.

Bei Spider-Man Comics (ich las einige gegen Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger) fallen mir zuerst zwei Details ein: zunächst die ewige neurotische Schuldgefühl-Weinerlichkeit und dann die frechen coolen Sprüche. Weinerlichkeit und Schuldgefühle werden in der Trilogie einigermaßen hochgespielt, der Protagonist darf davon sogar als Ich-Erzähler aus dem Off erzählen.

Man kann sagen, dass diesmal mehr das Element der frechen coolen Sprüche zu seinem Recht kommt. Das ist der Tatsache geschuldet, dass das High School Dasein des Protagonisten mehr betont wird.Der Held hat mehr jugendliche Leichtigkeit.

Diesmal gibt es keinen Erzähler. Gefühlsdinge müssen aus der Handlung geschlossen werden. Und es gibt einen anderen Darsteller. War Tobey McGuire sehr emotional und in dieser Rolle irgendwie ein Weichei, kommt Andrew Garfield einfach cool daher. Sein Peter Parker ist ein Nerd, weil das so sein muss, aber dieser Nerd ist selbst dann noch cool, wenn er gerade von Flash Thompson verdroschen wird. Die Revanche in der Basketball-Szene ist vielleicht etwas dick aufgetragen, aber wirkungsvoll.

An der Origin-Story hat man ein wenig gewerkelt, so ist Peters (mutmaßlich!) verstorbener Vater mit seinen Forschungen darin verwickelt. Aus dem reichen Inventar an Superschurken kommt diesmal Dr Curt Connors alias Die Echse zum Zuge. Den Uncle Ben (welchen sein unvermeidliches Schicksal ereilt) gibt Martin Sheen (der Vater von Charlie) als eher lustigen Gesellen, die Tante May wird von Sally Field gespielt. Emma Stone, noch gut in Erinnerung aus "Einfach zu hAben" ("Easy A"), gibt die Gwen Stacy. Kein schreiendes "Rette mich"-Girl im Stil alter Bond-Filme, sondern eine sehr starke und eigenständige Figur.

Hinsichtlich eines höheren Realismus, soweit die Superhelden-Sache einen solchen zulässt, hat man sich offenbar ein wenig an den neuen Batman Filmen orientiert. So sind die Spinnenfäden diesmal Hightech (wie schon in den Comics). Auch die vielen Kräne, beim Showdown von solidarischen New Yorker Kranführern aufgeboten, stellen ein realistisches Element dar.

Die Drei-D Technik wird effektiv, aber nicht aufdringlich eingesetzt. Der Sounndtrack ist großartig, ich habe ihn gleich auf CD erworben.

Läuft der Film quasi wie ein Teenie-Film über einen Superhelden ab, wartet er im Showdown und im Epilog mit der üblichen Schwere auf: Verantwortung und große Aufgaben warten. Fortsetzung folgt. Hofffentlich bald!

Donnerstag, 19. Juli 2012

Fünfundzwanzig

Wie ich feststelle, hat dieses Projekt ein doppeltes Jubiläum: Es besteht seit einem Jahr und dies ist das fünfundzwanzigste Posting. Ursprünglich wurde es mal inszeniert, weil Dr. L. die ACD-Seite nicht mehr besuchen wollte. (Insider werden verstehen.)

Neue Filme, alte Filme, alte Schulbücher, Schule, neue Themen. Interessiert das alles eigentlich jemanden? Den Zugriffszahlen nach schon.

Und es geht weiter. Beizeiten wird auf jeden Fall etwas zu Crossover-Einheiten zwischen verschiedenen Fremdsprachen gesagt werden. Im Unterricht fallen mir immer diverse Möglichkeiten ein, aber wenn ich darüber schreiben will: Alles weg. Aber ich werde eine Möglichkeit finden.

Ferner will ich mich ausführlich zu "Der Vorleser" äußern.

Vielen Dank für das Interesse und weiterhin viel Spaß.

Dienstag, 10. Juli 2012

Die Drei ??? und die Mittelstufe

 Hier geht es nicht um eine Unterrichtseinheit zur Jugendbuchreihe "Die drei ???" im Deutschunterricht, wenngleich so etwas für die siebte  Klasse denkbar wäre.

Seit einiger Zeit setze ich im Nachhilfeunterricht die englischsprachigen DDF-Bücher von PONS ein. Für erwachsene DDF-Fans sind diese nicht unbedingt von Interesse, außer für Komplettsammler natürlich. 

Die Zielgruppe dieser Bücher sind auch nicht die erwachsenen Fans, sondern die Schüler. Die Bücher sollen eigentlich dem Selbststudium der Schüler im Fach Englisch dienen und dabei auch Spaß machen. Das macht sie natürlich auch als Unterrichtsmaterial tauglich. Für gewöhnlich verleihe ich den einen oder anderen Band, um das Interesse am selbstständigen Lesen zu wecken. Gelegentlich werden auch Kapitel gelesen und Fragen beantwortet. Die Fragen im Buch selbst sind nicht allzu umfangreich, so dass es sich empfiehlt, in dieser Hinsicht selber kreativ zu werden.

Die Fünftklässler würden noch nicht alles verstehen (wir sind hier beim Fach Englisch). Den Achtklässlern wäre der Stoff meist zu "kindisch", es sei denn, sie sind Fans. Das ist klar, es handelt sich um Jugend- (oder Kinder-) Bücher, die durch die vereinfachende Übersetzung inhaltlich auf das Niveau der "Drei ???"-Kids herabgeschraubt wurden. Somit sind sie nicht unbedingt etwas für die Achtklässler, den Kern der BRAVO-Zielgruppe, die schon ganz andere Interessen hat.

Die ideale Anwendergruppe sind die Schüler der Sechsten und Siebten Klasse. Sie sind meistens mit der DDF-Serie und dem Figureninventar der Reihe vertraut (bei fast jedem steht mindestens ein DDF-Band im Regal) und begrüßen diese Abwechslung vom pädagogisch wertvollen Schulbuch-Einerlei daher mit Interesse. Bei Schülerinnen sollte ein spezielles Interesse an DDF bestehen, sonst hat der Einsatz der Bücher keinen Zweck, sie werden von Mädchen dann genauso lustlos und desinteressiert zur Kenntnis genommen wie x-beliebige Schulbücher.

Die Aufgaben im Buch sind nicht auf das Pauken spezieller Grammatikthemen angelegt (das muss man anderweitig bewerkstelligen), wohl aber auf die Verbesserung der allgemeinen Sprachfähigkeiten und des Wortschatzes.

Den Anfang machte "Arctic Adventure", das Erstlingswerk von Kari Erlhoff, mit der ich das eine oder andere Mal über Jugendbücher diskutierte, als sie noch "Nur-Fan" war. Der Originaltitel lautet "Tödliches Eis", wenngleich er im Impressum der PONS-Ausgabe als "Tödlicher Schnee" erscheint. Die Thematik der Geschichte zeugt vom intensiven Bedürfnis der damaligen Neu-Autorin, die Drei ??? auf neues Terrain zu bringen.

Geografisch gesehen ist dieses neue Terrain Alaska, thematisch gesehen ist es ein Schlittenhundrennen. Die Drei ??? folgen auf Ski-doos den Teilnehmern des Rennens. (Engl.: mushers) Ich habe bis heute noch nie die deutsche Ausgabe in Händen gehabt und weiß nicht, welchen Begriff diese verwendet, vielleicht Hundeschlittenführer. Anmerkung am Rande: In der hiesigen Lokalzeitung, einem Ableger der HAZ, fand ich in einem Artikel einmal tatsächlich den Begriff "Musher" im Text. Er wird also offenbar auch im Deutschen verwendet.

Die drei Spürnasen handeln auf Einladung der Reporterin Carol. Schon früh kristallisiert sich heraus, dass auch wieder ein Kriminalfall vorliegt, es dreht sich einerseits um Sabotage, andererseits um einen Eimer Goldnuggets und eine Tasche, die einmal Jack London gehörte. Eine Referenz an den Autor von "Der Seewolf" und vor allem "Lockruf des Goldes" passt gut zur Geschichte, die durchaus ein wenig Jack-London-Stimmung schafft.

Das dazugehörige Hörbuch liefert die bemüht korrekte und deutliche Aussprache einer Lehrbuch-CD, was nicht verkehrt ist, denn gewissermaßen handelt es sich ja um eine solche. Die korrekte Aussprache des Begriffes "wilderness" bleibt im Gedächtnis : . Im deutschsprachigen Hörspiel, in dem das "Nordic Wilderness Race" auch unter diesem Namen vorkommt, wird das leider wieder zunichte gemacht.

Freitag, 22. Juni 2012

Die drei ??? und die Alma Mater

Hier nun also der Plan eines Literaturseminars zur Jugendbuchreihe "Die Drei ???", wie es heute laufen müsste:

Erste Sitzung:

Einführung in das Thema und Referatvergabe



Zweite Sitzung:

Zur Geschichte der Jugendbuchliteratur



Dritte Sitzung:

Die Geschichte der Jugendbuchreihe "Die drei ???" (Referat 1)
Das Referat für den Scheinjäger aus der ersten Reihe. Es muss innerhalb von zwei Wochen erledigt werden. Der Referent liefert eine Biographie Robert Arthurs und teilt dann die Buchserie in einzelne Phasen ein. Informationen über andere Autoren werden soweit vorhanden eingestreut. Einzelne Arten von Fällen (Haunted House, Krimi im engeren Sinne, Sportfälle usw.) werden kategorisiert.



Vierte Sitzung

Die Rezipienten der Jugendbuchreihe „Die drei ???“ (Referat 2)
Vom Referenten wird erwartet, auf einschlägigen Internetseiten wie 3fragezeichen.net O-Töne von Fans zu sammeln und Daten über Alter, Beruf usw. der Fans zusammenzustellen. Durch Sammeln möglichst vieler Daten erhält er ein „Gesamtbild“, das aber dadurch relativiert wird, dass sich bei weitem nicht alle Fans/Konsumenten öffentlich äußern.

 

Fünfte Sitzung

Inhaltliche Entwicklung, wiederkehrendes Figureninventar und Serienelemente (Referat 3)

Es wird oft verkannt, dass "Die drei ???" eine Reihe ist und keine Serie. Das liegt an der langen Laufzeit der Reihe, während der die Protagonisten nicht oder nur unwesentlich altern. Natürlich könnte man behaupten, die Fälle würden sich innerhalb einiger Monate ereignen (was angesichts der Anzahl der Fälle bereits unglaubwürdig wäre), das stünde aber im Konflikt mit diversen gesellschaftlichen, historischen und speziell technologischen Entwicklungen, die in den Büchern vorkommen.
Somit ist letztlich ein Reihencharakter gegeben. Jedes Buch steht für sich. Es gibt jedoch durch wiederkehrende Figuren und einzelne Querverweise auch Serienelemente.

 

Sechste Sitzung

Erstellung eines Rasters zur Untersuchung einzelner Drei ??? Bücher
Zunächst wird das Jugendkrimi-Genre definiert und dann bestimmt, welche Elemente einen guten Jugendkrimi ausmachen, z.B.
Anlage eines sinnvollen Plots
Art und Weise der Detektion
Beteiligung der Hauptfiguren an den Ermittlungen
Originalität der Dialoge
Plausibilität der Verhaltensweisen der Verbrecherfiguren
usw.

 

Siebte bis zwölfte Sitzung 

(Referate 4-9)


Referate zu jeweils 2 Büchern, die nach dem Raste aus Sitzung 6 untersucht werden. Die Buchauswahl bezieht die einzelnen Phasen der Serienentwicklung und die o.g. Arten von Folgen so gut es geht ein.

 

Dreizehnte Sitzung

Das Medium Hörspiel

 

Vierzehnte Sitzung

Hörspielbesprechung I

 

Fünfzehnte Sitzung 

Hörspielbesprechung II

 

Sechzehnte Sitzung

Unterschiede zwischen Buchvorlage und Hörspielbearbeitung anhand der Beispiele aus den Sitzungen 14 und 15

Siebzehnte Sitzung

Fazit

Mittwoch, 20. Juni 2012

Die drei ??? gehen zur Uni

Im Wintersemster 1997/98 nahm ich an einem Seminar „Ideologievermittlung in Kinderbuch und Hörspiel“ teil. Der Grundgedanke war gut gewählt. Natürlich ist es so, dass Kinderbücher nun einmal von Erwachsenen für Kinder verfasst werden. Der erwachsene Autor ist erheblich reicher an Bildung und Lebenserfahrung und wird daher naturgemäß einen gewissen pädagogischen Impetus haben. Unbewusst -oder vielleicht sogar bewusst- vermittelt er dem Leser auch sein, des Autors eigenes Weltbild. Fasst man diesen Aspekt politisch auf, kommt es zur erwähnten „Ideologievermittlung“.

Da passt nun manches hinein, und es ist sicher im Laufe der Zeit immer mal untersucht worden: Ist Pippi Langstrumpf, die sich allen gesellschaftlichen Regeln erfolgreich entziehen kann und zudem über gewaltige physische Kräfte verfügt, nicht eine zutiefst anarchistische Figur? Wie steht es mit Stefan Wolfs TKKG? Wohlgeratene, zutiefst obrigkeitsgläubige Bürgerkinder. Andererseits: Ist da nicht auch irgendwo das anarchistische Element, wenn das Internat und die behüteten Elternhäuser nächtlich heimlich verlassen werden, um Verdächtige zu observieren und Verbrechen zu verhindern? Ja, was denn nun? Obrigkeitsgläubigkeit oder Anarchie? Man sieht, der Ideologieansatz hat seine Grenzen.

Nun kommt langsam aber sicher der Bogen zu den „Drei ???“. Der Ideologie-Ansatz war brauchbar, aber heute trägt er meines Erachtens nicht mehr. Um den Begriff Ideologie macht die Literaturwissenschaft heute einen großen Bogen, weil er einfach zu schwammig ist, ja, er ist selber schon „ideologisch“. Er geht einfach davon aus, dass ein Autor ein bestimmtes Weltbild vermitteln will -bewusst oder unbewusst- und dass diese Tatsache bedeutsam ist. Ist sie aber nicht! Selbstverständlich bringt ein Autor sein Weltbild in seine Geschichten ein. Völlig klar. Na und? (Dass keine Radikalen zum Zuge kommen, dürfte klar sein.)

Heute ist zudem zumindest in der Unterhaltungsliteratur eine andere Art von Autor am Werk. Diese Autoren sind mitunter langjährige Fans ihrer Serien, der pädagogische Impetus gerät in den Hintergrund und wird durch den Spaßfaktor ersetzt. Ihre Leser behandeln diese Autoren weniger als "Schüler" denn als Gleichgesinnte. Letztlich schreiben die Autoren die Bücher, die sie selber gerne lesen möchten. (Zumal die Jugendbuchreihe „Die drei ???“ auch diverse erwachsene Fans hat. ) Ideologieüberlegungen haben in der Welt der drei archetypischen Teenager kaum Platz. Welche Ideologie wird denn vermittelt? Dass man durch ausgiebiges Lesen genug Bildung anhäuft, um schon in jungen Jahren immer eine sinnvolle Antwort zu finden? Dass hartes sportliches Training viele Vorteile bietet? Oder dass Ordnung und sorgfältiges Nachforschen zu Erfolgen führt? Nur her damit!

Interessanter für die heutige Zeit ist da schon ein anderer Aspekt des damaligen Seminars: Bei den Detektivgeschichten, namentlich den Drei ???, wurde nämlich immer der Ablauf der Detektion abgeklopft: Wer findet wie die Lösung, ist das plausibel, kommen alle beteiligten Hauptfiguren zum Zug und leisten ihren Beitrag? Solche handwerklichen Fragen, Fragen der Plotkonstruktion, Stil und sprachliche Mittel, das sind die Dinge, um die es heute gehen würde. Letztlich auch um eine Art Qualitätsraster für „???“ Jugendbücher, nach dem die Fans immer vergeblich suchen.

Wird fortgesetzt (mit einem Programm für ein fiktives „???“ Uni-Seminar)

Sonntag, 10. Juni 2012

Jetzt sind es 26 Jahre

 Vor einem Jahr ergab sich für mich das 25jährige Abiturjubiläum. Ich reagierte auf eine Einladung:


An
Herrn Oberstudiendirektor
xxxxxxxxxxxxx
Gymnasium xxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


hier, den 16.6.2011



Sehr geehrter Herr xxxxxxx,
vielen Dank für ihre Einladung. Es freut mich, dass an das fünfundzwanzigjährige Abiturjubiläum unseres Schuljahrgangs gedacht wurde.
Ein Jahrgangstreffen in dieser Form ist jedoch nichts für mich, ich werde daher nicht teilnehmen. Jener Tag gehört den Abiturienten der beiden aktuellen Jahrgänge und ihren Angehörigen, ich käme mir bei diesem Anlass wie ein Zaungast vor.
Ich hätte es begrüßt, wenn ein Treffen unseres Jahrgangs separat stattgefunden hätte, unter Einladung für unseren Jahrgang wichtiger Personen, etwa der Herren xxxxx und xxxxxxx. Eine solche Praxis ist an anderen, traditionsreicheren Schulen durchaus üblich, namentlich am xxxxxxxxx xxxxxxxxx, selbstverständlich mit Entrichtung eines Unkostenbeitrages durch die „Ehemaligen“.
Hinzu kommt, dass unser Jahrgang nicht irgendein Jahrgang ist, sondern der erste Jahrgang, der für die Geschichte der Schule eine wesentliche Rolle gespielt hat. Ihr Kollege xxxxxxx hat die Situation der ersten Lehrer der Schule einmal in Worte gefasst: „Wir fanden einen Schulleiter vor – in einem Abstellraum für Getränke.“ (Erst später wurde aus dem besagten Abstellraum ein Lehrerzimmer.) Für die Schüler des ersten Jahrgangs gilt vor allem eines: wir waren Pioniere in einer Schule ohne jegliche Tradition, die erst allmählich um uns herum aufgebaut wurde. (Im Fall des früher vorwiegend als OS genutzten Teils sogar buchstäblich; die Bauarbeiten fanden 1979/80 statt.) Unsere Eltern und ganz besonders wir waren diejenigen, die damals das Vertrauen in das neue Projekt hatten. Daher sollten gerade wir mehr sein als nur Zaungäste, wenn es ernsthaft um unser Jubiläum gehen soll.


Mit freundlichen Grüßen

 
P.S.: Viele Grüße an die Herren xxxxx und xxxxxxxxx.

Nachtrag Juli 2013 (Jetzt sind es 27 Jahre)
Im Jahre 2012 gründeten ein paar jüngere Ehemalige den der Schule zugeördneten Alumni-Verein. Beim ersten Alumni-Treffen, welches sehr gut besucht war, kam auch ich im Advent 2013 auf meine Kosten - als einziger Vertreter des ersten Jahrgangs. :-)

Montag, 30. April 2012

Perry Rhodan 968 "Exodus der Mutanten"

Nach wie vor macht es mir viel Spaß, alte PR Romane als e-books zu lesen.
968 ist ein Wendepunkt der Handlung. Die BASIS befindet sich im Drink-System in der Galaxis Erranternohre, das auch Standort der verbleibenden sechs Sporenschiffe der Mächtigen ist. Die Superintelligenz ES, über Jahrhunderte ein Verbündeter der Menschheit, ist in einer Materiesenke gefangen. Befreiungsversuche durch Ras Tschubai und Mausbiber Gucky scheitern. Zwar gelingt Laire die Befreiung der Superintelligenz mit Hilfe der Sporenschiffe, aber ES benötigt Energie für seine künftigen Aufgaben. Die Altmutanten aus dem PEW-Block sowie diverse andere Mutanten gehen in der Superintelligenz auf.
Es ist keine Überraschung, dass dieser Roman seinerzeit an Walter Ernsting alias Clark Darlton ging, denn das Philosophieren um Unendlichkeit und kosmische Bestimmung lag diesem Autor wie keinem anderen. Außerdem bot es sich an, das Thema besonders auf die Darlton-Figuren Ras Tschubai, Gucky und Ernst Ellert zu konzentrieren.
Die Begegnung Tschubais mit ES wirkt wie ein Aufwärmen für die Gucky-Episode, in der sich der Mausbiber auf dem verschollenen Ilt-Planeten Mystery wiederfindet. Hier wird einmal mehr die besondere Tragik Guckys als Letzter seiner Art deutlich, wenngleich die Episode eher humorvoll und verspielt wirkt.
Für Ernst Ellert, der auf seinen körperlosen Reisen schon alles Erdenkliche gesehen hat, steht bald fest, dass er und sein Konzeptpartner Ashdon dem Ruf der Superintelligenz Folge leisten. Für die körperlosen Altmutanten ist die Entscheidung ebenfalls leicht. Bald verschwindet auch Ribald Corello, dessen Zellaktivator zurückbleibt und von Rhodan in Reserve gehalten werden kann. (Interessanterweise führt Voltz im von ihm geschriebenen Nachfolgeroman 970 "Der falsche Ritter" postwendend den neuen ZA-Träger Jen Salik ein, der sich in Band 999 des Gerätes bemächtigt, was aber erst später offenbar wird.) Alle "schrägen" Figuren wie der verkrüppelte Corello, der Pseudo-Neandertaler Lord Zwiebus und der Zentaur Takvorian folgen dem Ruf ES', während die normalgestaltigen Mutanten sowie Gucky zurückbleiben. Gucky fällt die bemerkenswerte Aussage zu, dass nicht die Fortgegangenen, sondern die Zurückbleibenden ein Opfer erbracht haben, eine ebenso erstaunliche wie nachvollziehbare Interpretation der Ereignisse.
In einer Nebenhandlung überredet Atlan die meuternde Besatzung eines Kreuzers, wieder zur BASIS zurückzukehren. Der Arkonide zeigt sich überraschenderweise in dieser Angelegenheit nachsichtiger als Perry Rhodan es getan hätte.

Der Triple-Burger schmeckt

Aus dem Jahr 2010: Mein Kommentar zu "Die drei ??? und der DreiTag"
Im Stil des Films "Lola rennt" schildert DreiTag drei unterschiedliche Verläufe ein und desselben Tages (bezeichnenderweise ein Freitag, der 13.), wobei sich überraschende Wendungen ergeben. 
Es begab sich zu der Zeit, da Thomas Gottschalk Werbung für Mc Donald's machte. In einem der Spots stieg der Entertainer in ein Berliner Taxi und gab Anweisung: "Zum nächsten McDonald's, bitte!". Der Fahrer drehte sich zu ihm um und fragte: "Wieso? Jipt et da wieder wat Neues?" Gottschalk erwiderte verschmitzt: "Nö. Wieso?"
Nun, es ist offensichtlich, dass vielen Kunden das normale Standardangebot der Fast-Food-Kette ausreicht, sehr viele werden aber auch immer wieder durch ständige Sonderaktionen wie Spezial-Burger außerhalb des normalen Angebots, Spielzeug, zeitweise sogar CDs, Gutscheine etc. angelockt.
Auch die drei Fragezeichen haben jetzt auch wieder mal eine Sonderaktion. Etwas, das aus der normalen Routine der regelmäßig den Fans zu verabreichenden Fälle ausbricht, das Besondere verspricht, das Experimentelle. Es macht neugierig.
Das Colaglas, das mal umkippt und mal nicht und unterschiedlich großen Schaden verursacht, bestimmt den Ablauf des DreiTages, jenes Freitag des 13., der für die drei Detektive in jedem Fall ereignisreich ausfällt. "In jedem Fall" ist hier doppeldeutig zu interpretieren, denn in der Tat wird die Aufmerksamkeit der drei Detektive auf drei völlig unterschiedliche Fälle gelenkt.
Konventionell kommt "Der Fluch der Sheldon Street" daher, kein Wunder, handelt es sich doch um die Justus-Folge. Da der Erste Detektiv traditionell in den meisten Folgen tonangebend ist, besteht in dieser Hinsicht kaum ein Unterschied zu Standard-Folgen.
Gut gelungen ist die Herausstellung Bobs in "Im Zeichen der Ritter". Hier darf der Rechercheur auch einmal etwas besser wissen als Justus und auch das Gespräch mit Miss Bennett komm ihm sehr zugute. Vom Plot her ist eine Nähe zu "Das versunkene Dorf" auszumachen.
Ein echter Hammer ist zweifellos die Peter-Folge. Behandeln wir den Minuspunkt zuerst: Peter wird in dieser Folge nicht von seinen Fähigkeiten her herausgestellt, er dient vielmehr stärker denn je zuvor als Dummkopf vom Dienst und hat selbst bei den einfachsten Schlüssen Schwierigkeiten. ABER: Die Folge behandelt ein ernstes Thema, das für die drei ??? in dieser Form neu ist, es wird eine zeitweise beklemmende Atmospäre geschaffen. Am Ende der Folge gelingt das Kunststück, die Auflösung in ausgesprochen komischer Form zu präsentieren. Das Casting gehört mit seinen Anspielungen auf andere Hörspielserien und mit Quasi-Cameos zu den gelungensten Drei ???-Szenen der letzten Zeit. Überhaupt sind alle drei Folgen mit Anspielungen auf andere Serien gespickt, funktionieren aber auch für nicht-Kenner dieser Serien problemlos.
Fazit: Der Triple-Burger schmeckt.

Sonntag, 29. April 2012

Nachhilfestatistik

Im Mai 2012 betreue ich insgesamt 20 Schüler in der Nachhilfe. (Ein Fachberufsschulkurs in Englisch kommt noch hinzu.) Den Schwerpunkt an Klassenstufen bilden die Klasse 7 (4 Schüler), Klasse 8 (6 Schüler) und Klasse 9 (5 Schüler). Hinzu kommt ein Grundschüler aus der Dritten Klasse, ein Schüler der Fünften Klasse, zwei Zehntklässler sowie eine Abiturientin.
Die Verteilung nach Schülerinnen und Schülern beträgt 7:13.
Bei lediglich zwei Schülern steht nur ein Fach (einmal Englisch, einmal Französisch) zur Nachhilfe an, alle anderen werden in zwei, drei oder gar vier Fächern beraten.
Die Verteilung der Schülerwohnorte:
Heimatgemeinde: 13 zu Auswärtig: 7
Eine Statistik ohne Aussagekraft, da die Auswahl meiner Schüler aufgrund extremer Nachfrage willkürlich erfolgt. Immerhin aber werde ich mich hier demnächst über fachübergreifende Unterrichtseinheiten (ich nenne diese "Crossover") auslassen, und hier erklärt sich, wie ich dazu komme.

Freitag, 30. März 2012

Türkisch für Anfänger (Kino, 2012)

In den 2000er Jahren war es im "Ersten" üblich, neben den damals gängigen Soap Formaten Verbotene Liebe und Marienhof jeweils noch eine dritte Vorabendserie im Programm zu haben. Es handelte sich um Unterhaltungsserien, die aber durch politische Unkorrektheit und experimentelle Plots das Niveau der handelsüblichen Soaps locker überbieten konnten. 
Unter diesen Serien waren echte Perlen, die bedeutendsten unter ihnen sind zweifellos Berlin, Berlin mit Felicitas Woll als Lolle und eben Türkisch für Anfänger.
Die Geschichte der promovierten Psychotherapeutin, die eine Beziehung mit einem türkischen Kriminalkommissar eingeht, was zur Bildung einer ungewöhnlichen Patchworkfamilie führt, lief von 2006 bis 2008. Zentralfiguren waren aber nicht die "Erwachsenen" sondern die nächste Generation, namentlich die ob einer betont linken Erziehung stets etwas orientierungslos wirkende Lena und der Vorzeige-Macho Cem.

Eine Neubearbeitung des gehaltvollen Stoffes für das Kino erscheint sinnvoll, ebenso sinnvoll war es, diese nicht im Wege einer Fortsetzung anzugehen. Wer unter den Zuschauern könnte sich in der heutigen schnellebigen Zeit noch an die diversen Plots um Lena und Co. erinnern? Somit wurde das einzig Richtige getan, nämlich die Geschichte von Anfang an neu erzählt, was man neudeutsch einen Reboot nennt. :-) Als exotischer Schauplatz wurde Thailand gewählt, wo sich Lena, Cem, Yagmur und Costa -auf eine Insel verschlagen- zusammenraufen müssen. Parallel wird die Geschichte der Annäherung von Doris und Methin erzählt. Die Klischees werden eifrig bedient, aber eben auch hinterfragt. Und -was bei einer Komödie sehr wichtig ist- die Grenze zur Albernheit wird selten überschritten. Selbst der Muschel-Gag geht -mit Seitenblick auf American Pie- in Ordnung. Einzig der Schluss zeigt eine vielleicht etwas zu pubertär handelnde Lena. Nervige Nebenfiguren wie Lenas Bruder oder Doris' liebestolle Lehrerinnen-Schwester wurden auf ein verträgliches Maß reduziert. Fazit: Vergnüglicher Filmabend.

Samstag, 24. März 2012

Superman returns (2006)

Noch ein alter Kommentar. Ich schrien damals direkt unter dem Eindruck des Kinobesuchs über "Superman returns". Da ich mir das Teil neulich auf Blue Ray ansah, kann ich meine damaligen Ansichten bestätigen. Den Einstieg bildet ein kleiner Exkurs auf die Zeichetrickserie Justice League Unlimited.
Sinngemäß zitiert sagt Superman: "Bruce, so etwas kann doch bei uns gar nicht passieren. Die Liga der Gerechten würde niemals ihre Macht mißbrauchen und nach der Weltherrschaft streben, selbst wenn ein Schurke wie Luthor US-Präsident wird. Du kennst mich doch!"Bruce Wayne zeigt daraufhin, dass er auch ohne seine Batman-Maske eines enorm finsteren Blickes fähig ist und entgegnet bissig: "Eben! Das ist es ja."
Machtmißbrauch bis hin zur Hybris, Gewalt bis hin zum vergeltenden Mord, all diese Dinge traut Batman seinem Kumpel Superman zu. Und sein "Eben! Das ist es ja." deutet darauf hin,
dass es gerade Supermans Wertesystem, sein Gerechtigkeitsstreben sein können, die in dieses Verderben führen.
Soviel zum o.g. Zitat aus der Zeichentrickserie "Justice League unlimited". Die Welt der Superhelden ist ambivalent geworden, so wie die dazugehörige reale Welt. Schwarz und weiß sind Grautönen gewichen. Der moderne Superman bleibt davon nicht verschont, so ist auch der junge Clark Kent aus der Serie "Smallville" schon unangenehm aufgefallen, als er unter dem Einfluß Roten Kryptonits zum jugendlichen Kriminellen wurde. Das rote Kryptonit brachte seine dunkle Charaktereigenschaft zum Vorschein, aber diese dunkle Seite war und ist ihm immanent.
Von der Konkurrenz (Marvel Comics) ganz zu schweigen: Die Marvel Helden waren schon immer ambivalenter als ihre DC Kollegen. So überlegt Peter Parker in Spiderman II, das Kostüm an den Nagel zu hängen, da er als Studi mit Nebenjobs doch schon genug zu tun hat. In X-Men III bietet ein Heilmittel(!) den Mutanten die Gelegenheit zum Ausstieg.
Genug davon! Nun kommt "Superman returns",ein Film, der, angelehnt an den ersten "Superman. The Movie" von 1978 das Superhelden-Genre wieder an seinen Ursprung zurückführt.
Der neue alte Superman ist ein absoluter Gutmensch (oder Gut-Kryptonier), die Personifikation der Kräfte des Guten. Eine persönliche Regung zeigt er nur ein einziges Mal im ganzen Film,als er die Glasabdeckung des Bildes, das Lois Lane mit ihrem Verlobten(!) und ihrem Sohn(!) zeigt, zerbricht. Ein klitzekleiner Anflug von Wut? Verständlich. Jeder, derauch nur ein Superman-Heftchen gelesen hat, weiß,dass Lois eigentlich an seine Seite gehört. (Was es mit dem Sohn auf sich hat, kann sich zu diesem Zeitpunkt ohnehin jeder denken.)
Aber Superman darf sich keine persönlichen Gefühle (zumindest keine negativen) leisten, er ist der Retter. Und ein Retter wird gebraucht, denn Bösewicht Lex Luthor (finsterer und erfreulicherweise sehr viel weniger albern als Gene Hackman: Kevin Spacey) hat einen geradezu apokalyptischen Plan ersonnen,den er mit Krypton-Technologie verwirklichen will.
Hochgradig allegorisch, trägt der neue Superman geradezu messianische Züge. (Jor-El:"Ich schicke euch meinen einzigen Sohn.") Seine Kräfte sind fast so gewaltig wie einst in den Comics der Siebziger. Seine Ethik ist unantastbar. Und doch bleiben Humor und romantische Momente nicht auf der Strecke. Und Hybris ist für diesen Helden kein Thema: Er ist quasi ein Gott im Sinne der Alten Griechen.
Ein großes Plus des Films gegenüber vorherigen Superman-Produktionen: Fortschrittliche Tricktechnik läßt Schweben und Fliegen nunmehr absolut realistisch aussehen.
Fazit: Der Film kommt dermaßen "altmodisch" daher, dass er schon wieder gut ist. Sehr gut.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Ein Klassiker von 2005

Ein alter Forenbeitrag von mir aus dem Jahre 2005. Interessant ist hier der Hinweis auf mein Steckenpferd "Genre-Mix". Bei den abschließend genannten Serien, die ihre eigenen Genres geschaffen haben, möchte ich aus heutiger Sicht unbedingt noch Stargate hinzufügen. Ich schaue derzeit gerade fleißig Stargate: Universe (neben Caprica übrigens).

Veranstaltung über PR im Literarischen Salon Hannover
Kneifel im Salon
geschrieben von: reg. User Joe P.

22. - 24. November 2005

Da ich einen ca. halbjährlich stattfindenden Dienstgang nach Hannover für meine Münsteraner Arbeitgeber auf den gestrigen Tag legte, konnte ich abends auf den Gelände meiner alten Alma Mater der Veranstaltung mit Eckhard Schwettmann und Hanns Kneifel beiwohnen.
Für einen langjährigen PR-Fan kann so eine Veranstaltung naturgemäß nicht wirklich informativ sein, aber es war ein Erlebnis, mal einen der zeitweise wesentlichen PR- (und ATLAN-) "Macher" live zu erleben.
Herrn Schwettmanns Ansichten über PR zeugen von Begeisterung, aber auch von einem deutlich ökonomisch orientierten Blickwinkel, aus dem das Phänomen PR wahrgenommen wird.
Der sehr sympathische Hanns Kneifel glänzte mit Anekdoten. (sinngemäß: "Neunzig Prozent unserer Leser sind Männer. Die paar Frauen, die dabei sind, hat alle der Atlan angelockt.") Auf die Frage nach der Entstehung PR-spezifischer Begriffe: "Da war viel Allohol im Spiel...")
Zu Zeiten seiner Mitarbeit bei PR polarisierte Kneifel wohl sehr stark, da er die Sache eher eigenwillig anging. Er war es, der den Arkoniden zum Genießer machte.
Eine der Anekdoten handelte von einer Romanszene, in der PR und Co. anläßlich einer Siegesfeier Sekt aus Silberpokalen trinken. Anschließend sei es zu diversen Leserbriefen gekommen, in denen postuliert wurde, an Bord von Raumschiffen habe es gefälligst ausschließlich Pappbecher zu geben...
Aus dem Podium wurde z.B. die Frage gestellt, ob PR als Lektüre nicht unter Umständen die gleichen Sehnsüchte befriedigt wie etwa Harry Potter, ob nicht SF und Fantasy demzufolge eng verwandt wären. Kneifel antwortete in folgender Richtung: Eine Mischung beider Genres, wenn man sie denn versuchen würde, würde stete einen Bastard hervorbringen, jedenfalls einen ungenießbaren Brei.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir das Fragesteller-Mikrofon bringen lassen und warf nun ein, dass es diesen Versuch eines Genre-Mix in der Geschichte des PR-Kosmos ja durchaus auch gegeben habe, nämlich im Atlan-Zyklus "Der König von Atlantis". Kneifel nahm's mit Humor: "Ja, auch wir haben unsere Fehler gemacht..."
Kneifel und Schwettmann vertraten die althergebrachte Ansicht, dass PR als wissenschaftlich-extrapolierende SF die Jugend in Scharen zum Studium in diversen Natur- und auch vor allem Ingenieurwissenschaften trieb und noch immer triebe. Das ging so weit, daß E. Schwettmann in seiner Begeisterung sinnierte, die Macht des Phänomens PR in dieser Hinsicht müsse zur Stärkung des Standort Deutschland genutzt werden...
Alles gut und schön.
Aber was das Genre-Problem angeht: PR, Star Trek oder Star Wars haben sich längst eigene Nischen
geschaffen, sind über das Stadium "reiner" SF (was immer das sein mag) lange hinaus. Vielleicht könnte man die These vertreten, daß jedes der drei Franchises bereits ein eigenes Genre bildet. Ansonsten mag der Begriff "Space Opera" hilfreich sein.
Fantasy und Magie: Nehmen wir die Macht von ES in PR und die von Q in Star Trek. Jenseits der Ausflucht "Irgendwo steckt wohl doch Technik dahinter, übergeordnete Wesenheiten, nicht verständlich, usw." sind die Dinge, die diese Entitäten vollbringen, pure "Magie". Insofern sind die Genregrenzen schon sehr lange aufgeweicht worden.

Über Latein

Nachhilfeunterricht ist ungeheuer vielfältig. Das liegt in der Natur der Sache. Er ist individuell, weil er auf einen einzelnen Schüler abstellt. So kommen unterschiedlichste Vorgehensweisen zustande, mit denen -häufig auch auf ausdrücklichen Schülerwunsch- der Stoff vermittelt wird. In der Regel aber wird man ein vom Schüler in der Schule nicht verstandenes Thema erklären und dann mit Hilfe von Übungen zu vertiefen suchen. Das funktioniert in Fächern wie Englisch, Mathematik und Französisch gleichermaßen gut, in der Auswahl der Übungen ist man dabei völlig frei. Im Fach Deutsch läuft es in den unteren Klassen (bis ca. Klasse 7/8) zumindest hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik genauso.
Latein stellt in dieser Hinsicht einen Sonderfall dar. Um dies näher zu erklären, seien zunächst die Besonderheiten dieses Faches genannt:
1. Latein ist unter den Schulfächern jenes, das ausschließlich an Gymnasien stattfindet. Es gibt keine light-Version für Realschulen mit stärkerer Vermittlung von Regeln und weniger analytischem Denken, es geht auf jeden Fall in die Vollen. Dem Schüler muss grundsätzlich eine Bereitschaft zu Abstraktion und analytischem Denken abverlangt werden.
2.  Der Lateinstoff ist seit langer Zeit gleich. Ein unbeschreiblicher Vorteil, mit dem durchaus auch für das Fach geworben wird! Das Latein-Wissen hat keine Halbwertzeit, es veraltet nicht, es ist niemals überholt.
3. Der Stoff bleibt gleich, die Lektüren bleiben gleich. Das liegt in der Natur der Sache. Die Lehrbücher, mit denen in den ersten drei bis vier Jahren der grundsätzliche Stoff vermittelt wird, bleiben NICHT gleich. Das liegt nicht nur daran, dass die Schulbuchverläge gerne Geld verdienen, sondern tatsächlich auch an einer gewissen Orientierung am Geschmack der Schüler, die an farbenfroh illustrierten Texten über das Römische Alltagsleben (zuweilen orientiert man sich soweit es geht an Lehrbüchern neusprachlichen Unterrichts) in der Tat mehr Freude haben als an drögen Schlachtenschilderungen. (Letztere kommen in der Lektürephase früh genug.)
4. Obwohl die Vokabeln ("Grundwortschatz") überall zwangsläufig ungefähr übereinstimmen und neben der nach und nach vermittelten Grammatik die schlussendliche eigenständige Lektüre bzw. Übersetzung der Originaltexte ermöglichen sollen, weisen die Lehrbücher starke Eigenständigkeiten in der Reihenfolge und der Art der Vermittlung auf. Der Lateinschüler ist zudem weit stärker an sein Lehrbuch gebunden als das etwa im Fach Englisch der Fall ist. Während man in Englisch oder Französisch ab einem bestimmten Punkt den Schülern quasi beliebige Texte vorlegen kann (solange die Vokabeln bekannt sind oder entsprechende Vokabelhilfen gegeben werden), geht dies in Latein nicht. Nicht nur sprachlich, sondern auch thematisch begnügt man sich ziemlich eng mit dem, "was im Buch gerade dran ist", Klassenarbeiten liefern Abwandlungen der Lehrbuchtexte. Warum das so ist oder sein muss, steht hier nicht zur Erörterung. Es ist aber Realität.

Aufgrund des unter Punkt 4 geschilderten Sachverhaltes stehen für den Lateinschüler zunächst einmal seine Hausaufgaben im Mittelpunkt. Sein Bestreben wird sein, in der Unterrichtsstunde eine brauchbare Übersetzung vorzuweisen, deren Anfertigung ihm Schwierigkeiten bereitet. Diese Art von Schwierigkeiten wird man in Englisch oder Französisch keinesfalls feststellen. Der Schüler wird seine Englisch-Grammatikaufgaben mit dem gerade "aktuellen" Wissen leicht lösen können, unbeschadet der Tatsache, dass ihm das Wissen von drei oder vier Wochen zuvor längst wieder beinahe entfallen ist. Geübt und vertieft werden muss dieser "ältere" Stoff, im Hinblick auf das erfogreiche Verfassen eigener Texte. In Latein aber braucht der Schüler (fast) alles immer, auch das Wissen von vor vier Wochen und das von vor vier Monaten.
Insofern ist die Erste Hilfe stets eine Hilfestellung bei den Hausaufgaben (wobei der Schüler natürlich so eigenständig wie nur möglich handeln muss), besser noch eine gemeinsame Korrektur der bereits im Vorfeld angefertigten Hausaufgaben. Anschließend wird wiederholt und vertieft, wobei eine starke Anlehnung an das jeweilige Lehrbuch vonnöten ist. Dem Schüler muss auch die Notwendigkeit nachhaltigen Lernens der Grammatik und der Vokabeln vermittelt werden, eine Strategie, die ihm auch in anderen Fächern sehr von Nutzen sein wird.

Wer möchte, kann sich für "der Schüler" "die Schülerin oder der Schüler" denken. Ich fände das auf Dauer etwas umständlich, das ständige "ihm oder ihr" stört den Sprachfluss.