Freitag, 30. März 2012

Türkisch für Anfänger (Kino, 2012)

In den 2000er Jahren war es im "Ersten" üblich, neben den damals gängigen Soap Formaten Verbotene Liebe und Marienhof jeweils noch eine dritte Vorabendserie im Programm zu haben. Es handelte sich um Unterhaltungsserien, die aber durch politische Unkorrektheit und experimentelle Plots das Niveau der handelsüblichen Soaps locker überbieten konnten. 
Unter diesen Serien waren echte Perlen, die bedeutendsten unter ihnen sind zweifellos Berlin, Berlin mit Felicitas Woll als Lolle und eben Türkisch für Anfänger.
Die Geschichte der promovierten Psychotherapeutin, die eine Beziehung mit einem türkischen Kriminalkommissar eingeht, was zur Bildung einer ungewöhnlichen Patchworkfamilie führt, lief von 2006 bis 2008. Zentralfiguren waren aber nicht die "Erwachsenen" sondern die nächste Generation, namentlich die ob einer betont linken Erziehung stets etwas orientierungslos wirkende Lena und der Vorzeige-Macho Cem.

Eine Neubearbeitung des gehaltvollen Stoffes für das Kino erscheint sinnvoll, ebenso sinnvoll war es, diese nicht im Wege einer Fortsetzung anzugehen. Wer unter den Zuschauern könnte sich in der heutigen schnellebigen Zeit noch an die diversen Plots um Lena und Co. erinnern? Somit wurde das einzig Richtige getan, nämlich die Geschichte von Anfang an neu erzählt, was man neudeutsch einen Reboot nennt. :-) Als exotischer Schauplatz wurde Thailand gewählt, wo sich Lena, Cem, Yagmur und Costa -auf eine Insel verschlagen- zusammenraufen müssen. Parallel wird die Geschichte der Annäherung von Doris und Methin erzählt. Die Klischees werden eifrig bedient, aber eben auch hinterfragt. Und -was bei einer Komödie sehr wichtig ist- die Grenze zur Albernheit wird selten überschritten. Selbst der Muschel-Gag geht -mit Seitenblick auf American Pie- in Ordnung. Einzig der Schluss zeigt eine vielleicht etwas zu pubertär handelnde Lena. Nervige Nebenfiguren wie Lenas Bruder oder Doris' liebestolle Lehrerinnen-Schwester wurden auf ein verträgliches Maß reduziert. Fazit: Vergnüglicher Filmabend.

Samstag, 24. März 2012

Superman returns (2006)

Noch ein alter Kommentar. Ich schrien damals direkt unter dem Eindruck des Kinobesuchs über "Superman returns". Da ich mir das Teil neulich auf Blue Ray ansah, kann ich meine damaligen Ansichten bestätigen. Den Einstieg bildet ein kleiner Exkurs auf die Zeichetrickserie Justice League Unlimited.
Sinngemäß zitiert sagt Superman: "Bruce, so etwas kann doch bei uns gar nicht passieren. Die Liga der Gerechten würde niemals ihre Macht mißbrauchen und nach der Weltherrschaft streben, selbst wenn ein Schurke wie Luthor US-Präsident wird. Du kennst mich doch!"Bruce Wayne zeigt daraufhin, dass er auch ohne seine Batman-Maske eines enorm finsteren Blickes fähig ist und entgegnet bissig: "Eben! Das ist es ja."
Machtmißbrauch bis hin zur Hybris, Gewalt bis hin zum vergeltenden Mord, all diese Dinge traut Batman seinem Kumpel Superman zu. Und sein "Eben! Das ist es ja." deutet darauf hin,
dass es gerade Supermans Wertesystem, sein Gerechtigkeitsstreben sein können, die in dieses Verderben führen.
Soviel zum o.g. Zitat aus der Zeichentrickserie "Justice League unlimited". Die Welt der Superhelden ist ambivalent geworden, so wie die dazugehörige reale Welt. Schwarz und weiß sind Grautönen gewichen. Der moderne Superman bleibt davon nicht verschont, so ist auch der junge Clark Kent aus der Serie "Smallville" schon unangenehm aufgefallen, als er unter dem Einfluß Roten Kryptonits zum jugendlichen Kriminellen wurde. Das rote Kryptonit brachte seine dunkle Charaktereigenschaft zum Vorschein, aber diese dunkle Seite war und ist ihm immanent.
Von der Konkurrenz (Marvel Comics) ganz zu schweigen: Die Marvel Helden waren schon immer ambivalenter als ihre DC Kollegen. So überlegt Peter Parker in Spiderman II, das Kostüm an den Nagel zu hängen, da er als Studi mit Nebenjobs doch schon genug zu tun hat. In X-Men III bietet ein Heilmittel(!) den Mutanten die Gelegenheit zum Ausstieg.
Genug davon! Nun kommt "Superman returns",ein Film, der, angelehnt an den ersten "Superman. The Movie" von 1978 das Superhelden-Genre wieder an seinen Ursprung zurückführt.
Der neue alte Superman ist ein absoluter Gutmensch (oder Gut-Kryptonier), die Personifikation der Kräfte des Guten. Eine persönliche Regung zeigt er nur ein einziges Mal im ganzen Film,als er die Glasabdeckung des Bildes, das Lois Lane mit ihrem Verlobten(!) und ihrem Sohn(!) zeigt, zerbricht. Ein klitzekleiner Anflug von Wut? Verständlich. Jeder, derauch nur ein Superman-Heftchen gelesen hat, weiß,dass Lois eigentlich an seine Seite gehört. (Was es mit dem Sohn auf sich hat, kann sich zu diesem Zeitpunkt ohnehin jeder denken.)
Aber Superman darf sich keine persönlichen Gefühle (zumindest keine negativen) leisten, er ist der Retter. Und ein Retter wird gebraucht, denn Bösewicht Lex Luthor (finsterer und erfreulicherweise sehr viel weniger albern als Gene Hackman: Kevin Spacey) hat einen geradezu apokalyptischen Plan ersonnen,den er mit Krypton-Technologie verwirklichen will.
Hochgradig allegorisch, trägt der neue Superman geradezu messianische Züge. (Jor-El:"Ich schicke euch meinen einzigen Sohn.") Seine Kräfte sind fast so gewaltig wie einst in den Comics der Siebziger. Seine Ethik ist unantastbar. Und doch bleiben Humor und romantische Momente nicht auf der Strecke. Und Hybris ist für diesen Helden kein Thema: Er ist quasi ein Gott im Sinne der Alten Griechen.
Ein großes Plus des Films gegenüber vorherigen Superman-Produktionen: Fortschrittliche Tricktechnik läßt Schweben und Fliegen nunmehr absolut realistisch aussehen.
Fazit: Der Film kommt dermaßen "altmodisch" daher, dass er schon wieder gut ist. Sehr gut.