Donnerstag, 19. Januar 2012

Ein Klassiker von 2005

Ein alter Forenbeitrag von mir aus dem Jahre 2005. Interessant ist hier der Hinweis auf mein Steckenpferd "Genre-Mix". Bei den abschließend genannten Serien, die ihre eigenen Genres geschaffen haben, möchte ich aus heutiger Sicht unbedingt noch Stargate hinzufügen. Ich schaue derzeit gerade fleißig Stargate: Universe (neben Caprica übrigens).

Veranstaltung über PR im Literarischen Salon Hannover
Kneifel im Salon
geschrieben von: reg. User Joe P.

22. - 24. November 2005

Da ich einen ca. halbjährlich stattfindenden Dienstgang nach Hannover für meine Münsteraner Arbeitgeber auf den gestrigen Tag legte, konnte ich abends auf den Gelände meiner alten Alma Mater der Veranstaltung mit Eckhard Schwettmann und Hanns Kneifel beiwohnen.
Für einen langjährigen PR-Fan kann so eine Veranstaltung naturgemäß nicht wirklich informativ sein, aber es war ein Erlebnis, mal einen der zeitweise wesentlichen PR- (und ATLAN-) "Macher" live zu erleben.
Herrn Schwettmanns Ansichten über PR zeugen von Begeisterung, aber auch von einem deutlich ökonomisch orientierten Blickwinkel, aus dem das Phänomen PR wahrgenommen wird.
Der sehr sympathische Hanns Kneifel glänzte mit Anekdoten. (sinngemäß: "Neunzig Prozent unserer Leser sind Männer. Die paar Frauen, die dabei sind, hat alle der Atlan angelockt.") Auf die Frage nach der Entstehung PR-spezifischer Begriffe: "Da war viel Allohol im Spiel...")
Zu Zeiten seiner Mitarbeit bei PR polarisierte Kneifel wohl sehr stark, da er die Sache eher eigenwillig anging. Er war es, der den Arkoniden zum Genießer machte.
Eine der Anekdoten handelte von einer Romanszene, in der PR und Co. anläßlich einer Siegesfeier Sekt aus Silberpokalen trinken. Anschließend sei es zu diversen Leserbriefen gekommen, in denen postuliert wurde, an Bord von Raumschiffen habe es gefälligst ausschließlich Pappbecher zu geben...
Aus dem Podium wurde z.B. die Frage gestellt, ob PR als Lektüre nicht unter Umständen die gleichen Sehnsüchte befriedigt wie etwa Harry Potter, ob nicht SF und Fantasy demzufolge eng verwandt wären. Kneifel antwortete in folgender Richtung: Eine Mischung beider Genres, wenn man sie denn versuchen würde, würde stete einen Bastard hervorbringen, jedenfalls einen ungenießbaren Brei.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir das Fragesteller-Mikrofon bringen lassen und warf nun ein, dass es diesen Versuch eines Genre-Mix in der Geschichte des PR-Kosmos ja durchaus auch gegeben habe, nämlich im Atlan-Zyklus "Der König von Atlantis". Kneifel nahm's mit Humor: "Ja, auch wir haben unsere Fehler gemacht..."
Kneifel und Schwettmann vertraten die althergebrachte Ansicht, dass PR als wissenschaftlich-extrapolierende SF die Jugend in Scharen zum Studium in diversen Natur- und auch vor allem Ingenieurwissenschaften trieb und noch immer triebe. Das ging so weit, daß E. Schwettmann in seiner Begeisterung sinnierte, die Macht des Phänomens PR in dieser Hinsicht müsse zur Stärkung des Standort Deutschland genutzt werden...
Alles gut und schön.
Aber was das Genre-Problem angeht: PR, Star Trek oder Star Wars haben sich längst eigene Nischen
geschaffen, sind über das Stadium "reiner" SF (was immer das sein mag) lange hinaus. Vielleicht könnte man die These vertreten, daß jedes der drei Franchises bereits ein eigenes Genre bildet. Ansonsten mag der Begriff "Space Opera" hilfreich sein.
Fantasy und Magie: Nehmen wir die Macht von ES in PR und die von Q in Star Trek. Jenseits der Ausflucht "Irgendwo steckt wohl doch Technik dahinter, übergeordnete Wesenheiten, nicht verständlich, usw." sind die Dinge, die diese Entitäten vollbringen, pure "Magie". Insofern sind die Genregrenzen schon sehr lange aufgeweicht worden.

Über Latein

Nachhilfeunterricht ist ungeheuer vielfältig. Das liegt in der Natur der Sache. Er ist individuell, weil er auf einen einzelnen Schüler abstellt. So kommen unterschiedlichste Vorgehensweisen zustande, mit denen -häufig auch auf ausdrücklichen Schülerwunsch- der Stoff vermittelt wird. In der Regel aber wird man ein vom Schüler in der Schule nicht verstandenes Thema erklären und dann mit Hilfe von Übungen zu vertiefen suchen. Das funktioniert in Fächern wie Englisch, Mathematik und Französisch gleichermaßen gut, in der Auswahl der Übungen ist man dabei völlig frei. Im Fach Deutsch läuft es in den unteren Klassen (bis ca. Klasse 7/8) zumindest hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik genauso.
Latein stellt in dieser Hinsicht einen Sonderfall dar. Um dies näher zu erklären, seien zunächst die Besonderheiten dieses Faches genannt:
1. Latein ist unter den Schulfächern jenes, das ausschließlich an Gymnasien stattfindet. Es gibt keine light-Version für Realschulen mit stärkerer Vermittlung von Regeln und weniger analytischem Denken, es geht auf jeden Fall in die Vollen. Dem Schüler muss grundsätzlich eine Bereitschaft zu Abstraktion und analytischem Denken abverlangt werden.
2.  Der Lateinstoff ist seit langer Zeit gleich. Ein unbeschreiblicher Vorteil, mit dem durchaus auch für das Fach geworben wird! Das Latein-Wissen hat keine Halbwertzeit, es veraltet nicht, es ist niemals überholt.
3. Der Stoff bleibt gleich, die Lektüren bleiben gleich. Das liegt in der Natur der Sache. Die Lehrbücher, mit denen in den ersten drei bis vier Jahren der grundsätzliche Stoff vermittelt wird, bleiben NICHT gleich. Das liegt nicht nur daran, dass die Schulbuchverläge gerne Geld verdienen, sondern tatsächlich auch an einer gewissen Orientierung am Geschmack der Schüler, die an farbenfroh illustrierten Texten über das Römische Alltagsleben (zuweilen orientiert man sich soweit es geht an Lehrbüchern neusprachlichen Unterrichts) in der Tat mehr Freude haben als an drögen Schlachtenschilderungen. (Letztere kommen in der Lektürephase früh genug.)
4. Obwohl die Vokabeln ("Grundwortschatz") überall zwangsläufig ungefähr übereinstimmen und neben der nach und nach vermittelten Grammatik die schlussendliche eigenständige Lektüre bzw. Übersetzung der Originaltexte ermöglichen sollen, weisen die Lehrbücher starke Eigenständigkeiten in der Reihenfolge und der Art der Vermittlung auf. Der Lateinschüler ist zudem weit stärker an sein Lehrbuch gebunden als das etwa im Fach Englisch der Fall ist. Während man in Englisch oder Französisch ab einem bestimmten Punkt den Schülern quasi beliebige Texte vorlegen kann (solange die Vokabeln bekannt sind oder entsprechende Vokabelhilfen gegeben werden), geht dies in Latein nicht. Nicht nur sprachlich, sondern auch thematisch begnügt man sich ziemlich eng mit dem, "was im Buch gerade dran ist", Klassenarbeiten liefern Abwandlungen der Lehrbuchtexte. Warum das so ist oder sein muss, steht hier nicht zur Erörterung. Es ist aber Realität.

Aufgrund des unter Punkt 4 geschilderten Sachverhaltes stehen für den Lateinschüler zunächst einmal seine Hausaufgaben im Mittelpunkt. Sein Bestreben wird sein, in der Unterrichtsstunde eine brauchbare Übersetzung vorzuweisen, deren Anfertigung ihm Schwierigkeiten bereitet. Diese Art von Schwierigkeiten wird man in Englisch oder Französisch keinesfalls feststellen. Der Schüler wird seine Englisch-Grammatikaufgaben mit dem gerade "aktuellen" Wissen leicht lösen können, unbeschadet der Tatsache, dass ihm das Wissen von drei oder vier Wochen zuvor längst wieder beinahe entfallen ist. Geübt und vertieft werden muss dieser "ältere" Stoff, im Hinblick auf das erfogreiche Verfassen eigener Texte. In Latein aber braucht der Schüler (fast) alles immer, auch das Wissen von vor vier Wochen und das von vor vier Monaten.
Insofern ist die Erste Hilfe stets eine Hilfestellung bei den Hausaufgaben (wobei der Schüler natürlich so eigenständig wie nur möglich handeln muss), besser noch eine gemeinsame Korrektur der bereits im Vorfeld angefertigten Hausaufgaben. Anschließend wird wiederholt und vertieft, wobei eine starke Anlehnung an das jeweilige Lehrbuch vonnöten ist. Dem Schüler muss auch die Notwendigkeit nachhaltigen Lernens der Grammatik und der Vokabeln vermittelt werden, eine Strategie, die ihm auch in anderen Fächern sehr von Nutzen sein wird.

Wer möchte, kann sich für "der Schüler" "die Schülerin oder der Schüler" denken. Ich fände das auf Dauer etwas umständlich, das ständige "ihm oder ihr" stört den Sprachfluss.